Immobilienwirtschaft nimmt den „1. Deutschen Holzbau Kongress“ in Berlin sehr gut an

Die steinerne Stadt" lautet der Titel einer Comic-Trilogie des amerikanischen Zeichners Jason Lutes. In der geht es um die Umbrüche der 1920er Jahre in der Reichshauptstadt und um eine Gesellschaft am Abgrund. Die steinerne Stadt Berlin ist zum geflügelten Begriff geworden und zeigt, dass sich Berlin schon in seinen früheren Wachstumsphasen beim Bauen schwer getan hat mit der Verwendung von Holz. Eine Tradition des Holzbaus hat sich in der Zeit der Industrialisierung in der von Maschinenbau- (Borsig) und der Elektrotechnikindustrie (AEG, Siemens & Halske, Osram und weitere) dominierten Stadt nicht etabliert. Der Bombenkrieg mit seinen Brandfolgen und die Teilung Berlins mit der Abtrennung des westlichen Teils von den Rohstoffen des Hinterlands trugen ihren Teil dazu bei, dass in Berlin eher andere Baustoffe zum Zuge kamen und sich wenig Holzbaukompetenz bildete. Mit seiner Quote von 0,9 % bei Mehrfamilienhäusern in überwiegender Holzbauweise liegt das Land im Vergleich der Bundesländer hinten.

Allerdings, der Funke des zunehmenden Interesses an Holzbau hat mittlerweile auch die Immobilien- und Bauwirtschaft Berlins erfasst, wie u.a. ein erster Wettbewerb "Holzbaupreis Berlin 2019" gezeigt hat. Das hängt u.a. mit gesellschaftlichen Entwicklungen wie Arbeitsmigration und Verstädterung zusammen, beschleunigt durch Preissteigerungen am Wohnungs- und Mietmarkt und daraus abgeleiteten politischen Entscheidungen. Die betreffen die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum und lebenswerten Quartieren, neuen Kindertagesstätten, Schulen, Mensen und Sporthallen, haben aber auch mit klimapolitischen Herausforderungen wie der Senkung des CO₂-Ausstosses durch das Bauwesen zu tun. Ein beispielhaftes Vorreiterobjekt war 2008 der Bau des ersten siebengeschossigen Stadtwohnhauses in Holzbauweise in der Esmarchstrasse 3 ("E3").

Entsprechendes Interesse am Holzbau spiegelte sich in der Beteiligung von Bau-Entscheidern aus der Metropolregion Berlin-Brandenburg am "1. Deutschen Holzbau Kongress Berlin" (DHK) wider. Die Hochschulkooperation FORUM HOLZBAU als Veranstalter und der Landesbeirat Holz Berlin-Brandenburg als Initiator konnten bei ihrer ersten Tagung in der Bundeshauptstadt am 10. und 11. März insgesamt 440 Teilnehmender begrüssen, mit einem deutlich höheren Anteil an Architekten und Vertretern kommunaler Institutionen und privater wie öffentlicher Unternehmen der Immobilienwirtschaft, als zu anderen Veranstaltungen dieses Formats kamen. Damit erreichte die Veranstaltung ihre Kernzielgruppe aussergewöhnlich zielgenau und auch ihren Zweck: um in der Region für mehr Aufmerksamkeit für Holz und auch bessere Akzeptanz zu sorgen und, wie Dr. Denny Ohnesorge als Vertreter des Landesbeirats Holz Berlin-Brandenburg sagte, der "mitunter etwas rat- und mutlosen Politik" in Sachen klimafreundlicher Bauweise auf die Sprünge zu helfen. Prof. Heinrich Köster, Präsident von FORUM HOLZBAU, wies auf die Bedeutung endverbrauchernaher Impulse am Ende der Holzkette hin, die so den vorgelagerten Branchen (Holzbau, Maschinenbau) nützten und für Beschäftigung sorgten.

Der Holzbaukongress in den Vorlesungssälen des Instituts für Bauingenieurwesen der TU Berlin und in seinem Technikum war eine der letzten grösseren Veranstaltungen in der Hauptstadt, ehe das öffentliche Leben heruntergeregelt wurde, um der Ausbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken. Trotz einiger weniger krisenbedingter Änderungen lief das Programm des DHK auf dem ehemaligen AEG-Gelände an der Voltastrasse (Wedding) weitgehend reibungslos ab. Verschärfte Hygienemassnahmen sorgten in den Pausen für Schlangen an den Bewirtungspunkten, was von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen aber mit Verständnis aufgenommen und zum Netzwerken genutzt wurde. Die beeindruckende Grossmaschinen-Montagehalle, ein von der TU Berlin genutztes Industriedenkmal, bot mit der wichtigen Begleitausstellung der 40 DHK-Unterstützer einen spannenden Pausenort.

Hermann-Josef Pohlmann, Abteilungsleiter Hochbau in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, gab in seinem "Bericht von der Front" einen Einblick in die Holzbauaktivitäten des Bundeslands Berlin. Seitdem es finanziell wieder besser ausgestattet wurde, kann es seine öffentliche Vorbildfunktion ausfüllen. Nicht unerwähnt liess Pohlmann dabei aber auch einige Probleme: zu wenige Angebote auf Ausschreibungen, preislich teilweise (konjunkturbedingt) überhöhte Angebote, Personalmangel in der Verwaltung und bürokratische Hürden. Eine Lehre der letzten Zeit laute, die Holzbaufirmen mit ihrem System arbeiten zu lassen und nicht so sehr auf die Architekten zu hören, so Pohlmann, damit die Baukosten im Rahmen blieben. Für das Land Berlin in überwiegender Holzbauweise fertig gestellt wurden bereits drei Schulgebäude, jeweils mit Sporthalle, im Wert von insgesamt 86 Mio. Euro. Aufgrund guter Erfahrungen mit kurzen Planungs- und Bauzeiten wurden weitere neun Holz-Schulsporthallen in Schnellbauweise mit Baukosten von insgesamt 80 Mio. Euro in Auftrag gegeben, die aktuell bereits im Bau sind; ebenso einige Typenbau-Kindertagesstätten in Schnellbauweise. Allerdings hat das Land nicht für alle angefragten Kitas Angebote erhalten, weil die Losgrössen für die Holzbaubetriebe offenbar zu gross gewählt waren.

Berlin plant darüber hinaus für die nächsten vier Jahre in Holzbauweise 40 modulare Schul-Ergänzungsbauten mit Mensa mit einem Gesamtvolumen für 320 Mio. Euro. Sechs Angebote seien dafür eingegangen, eines davon lag im Kostenrahmen und alle weiteren überschritten den vorgegebenen Rahen um bis zu 50%. Vorgesehen ist ausserdem der Bau von 40 weiteren Schulsporthallen für 360 Mio. Euro sowie zehn Hybrid-Grundschulgebäuden, jeweils mit einer Turnhalle, für etwa 400 Mio. Euro Gesamtbausumme. "Sie sehen, Holzbau ist am Laufen. Wir würden unsere Bauaufgaben nicht schaffen, wenn wir nicht auf diesen Baustoff zurückgreifen könnten", sagte Pohlmann abschliessend.

Zwar dürfte sich aus aktuellem Anlass manche Voraussetzung in naher Zukunft ändern. Die DHK-Teilnehmenden bekamen an den beiden Kongresstagen jedoch viele Details zu Verbundbauweisen, zu Fragen von Holz und Brandschutz im Geschosswohnungsbau, zur Vorfertigung oder auch der Fertigung in der Feldfabrik, zu den unterschiedlichen Bausystemen und zum Markt geboten, um diese eventuell in ihre Überlegungen einzubinden. Vorstellungen von Bauvorhaben der Wohnungswirtschaft, die im Grossraum Berlin bereits umgesetzt wurden, bzw. auch solche in Städten wie München, Brüssel und Duisburg dürften hinreichend Ideen und Anregungen geliefert haben.

"Wenn die Berliner es wollen, sind wir nächstes Jahr wieder da", bot Wolfgang Winter vom FORUM HOLZBAU eine DHK-Neuauflage an.

Die Tagungsunterlagen können bei FORUM HOLZBAU für EUR 70 erworben werden.

Über FORUM HOLZBAU

FORUM HOLZBAU bzw. FORUM HOLZ ist eine gemeinsame Plattform der Aalto University School of Science and Technology Helsinki (FI), der Berner Fachhochschule (CH), der Technische Hochschule Rosenheim (DE), der Technischen Universität München (DE), der Technischen Universität Wien (AT) und der University of Northern British Columbia (CA). In Italien kooperiert man eng mit der Università di Trento. Ziel und Aufgabe des Vereins ist die Förderung des Einsatzes von Holz im Bauwesen, überschüssige Mittel werden im Sinne der Holzwirtschaft für die Unterstützung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten von Studierenden eingesetzt.

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