„Eben noch hieß die Überschrift Ferienverlängerung, jetzt gilt verbindlicher Fernunterricht im Umfang der täglichen Unterrichts- und Lernzeiten nach Stundenplan, inklusive Leistungsbewertung. Aus Sicht der GEW werden im laufenden Prozess von oben herab die Spielregeln verändert, ohne sich in geeigneter Weise mit den Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften und ihren Vertretungen rückzukoppeln“, so Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW Hamburg).
Ein kurzer Rückblick:
Aufgrund des Senatsbeschlusses vom 13. März 2020 wurden die „Schulferien zunächst bis zum 29. März 2020 verlängert“. Ebenfalls beschlossen wurde dort: „Die Lehrkräfte organisieren in dieser Zeit Lernangebote, die die Schülerinnen und Schüler zu Hause bearbeiten sollen“ .
Folgerichtig hat der Landesschulrat in seinem Schreiben vom 16. März die Eltern über das Ruhen des regulären Schulbetriebs und die Aufgaben der Lehrkräfte während dieser Zeit informiert: „Die Lehrkräfte der Schulen sind gebeten, verlässliche digitale und mediale Informationsketten und Informationssysteme untereinander und zu den Schülerinnen und Schülern zu Hause aufzubauen. Ziel ist es, Ihren Kindern Lernangebote und Lernaufträge für die nächsten Tage zu übermitteln, die selbstständig bearbeitet werden können.“
Mit Verlängerung des Ruhens des regulären Schulbetriebs bis zum 19. April hat sich die Situation für alle Beteiligten verändert. Zwar hat die BSB hierüber die Lehrkräfte am 19.3. informiert, jedoch ohne Hinweis darauf, dass sich hiermit auch die Rahmenbedingungen für das selbstorganisierte Lernen Zuhause geändert haben.
Im Schreiben vom 27.3.20 verordnet die Behörde dann verbindlichen Fernunterricht im Umfang der täglichen Unterrichts- und Lernzeiten nach Stundenplan, inklusive Leistungsbewertung.
„Die BSB muss jetzt Signale der Entspannung und nicht des Drucks senden! Als würden wir in Hamburg nicht vom Corona-Virus betroffen sein, wird in der BSB so getan, als ginge das Leben einfach weiter. Obwohl in den letzten Wochen sehr deutlich wurde, dass die digitalen Voraussetzungen an den Schulen und bei den Schüler*innen sehr unterschiedlich sind und die häusliche Situation unter der Einschränkung des Ausgangs zu schwierigen Lagen geführt haben, wird so getan, als könne man von heute auf morgen auf einen Fernunterricht umstellen, der auch benotet wird. Die soziale Ungleichheit, die sich mit den Schulschließungen verstärkt hat, wird völlig ausgeblendet. Bis vor zwei Wochen war Fernunterricht komplettes Neuland und die Unterstützung und Beratung ganzer Klassen kann digital auch jetzt noch nicht geleistet werden. Hinzu kommen nun auch noch der Druck auf die Schülerinnen und Schüler, auf die Eltern und auf die Lehrkräfte durch die Vorbereitungen der nur fünf Tage nach hinten verschobenen Abiturprüfungen beginnend am 21. April und die Vorbereitungen für die Prüfungen zum ESA und MSA. Das wird die Situation in den Familien weiter verschärfen. Und am Ende werden diejenigen, die schon jetzt Schwierigkeiten beim Lernen haben, den Kürzeren ziehen. Es gibt in dieser Situation andere Lösungen mit der Situation umzugehen. Die SchülerInnenkammer Hamburgs hat darauf mehrfach hingewiesen“, kommentiert Anja Bensinger-Stolze. „Wir fordern generell, Prüfungen zunächst zu verschieben, bis sich die gesundheitliche Lage in Hamburg einigermaßen beruhigt hat. Wir schließen uns der Forderung der SchülerInnenkammer nach einer Wahllösung fürs Abitur an. Hamburger AbiturientInnen sollen die Wahl haben, ob sie die Prüfungen regulär schreiben wollen, ob sie die Vorabiturklausuren als Abiturklausur werten lassen wollen oder ihre Durchschnittsnote. Die ESA und MSA Prüfungen sollten gestrichen werden.
Von der Stadt Hamburg fordern wir die Bereitstellung einer digitalen Infrastruktur für alle SchülerInnen: Kostenloser Zugang zu einem digitalen Endgerät und zu fürs Lernen notwendigem Datenvolumen – auch für Schüler*innen in Geflüchteten-Unterkünften.“
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