NORD/LB: Umbau belastet Geschäftsergebnis 2019

  • Verlust vor Steuern bei 30 Mio. Euro
  • Ergebnis vor Restrukturierung und Steuern bei 429 Mio. Euro
  • Ratings nach Kapitalstärkung im Aufwärtstrend
  • Transformation der Bank in vollem Gang
  • Coronavirus erschwert Ausblick für 2020

Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank hat das Geschäftsjahr 2019 mit einem Verlust vor Steuern in Höhe von 30 Mio. Euro abgeschlossen. Das Konzernergebnis nach Steuern lag bei minus 69 Mio. Euro. Für die Neuausrichtung der Bank wurden 2019 wie angekündigt hohe Restrukturierungsaufwendungen gebildet, die das Geschäftsergebnis erheblich belastet haben. Das Ergebnis vor Restrukturierung, Reorganisation und Steuern lag mit 429 Mio. Euro auf einem sehr ordentlichen Niveau.

„Wir sind deutlich besser durch das Geschäftsjahr 2019 gekommen als noch vor Jahresfrist erwartet. Unser angekündigter Verlust ist daher überschaubar geblieben. Der Umbau der NORD/LB ist mittlerweile in vollem Gang“, sagte Thomas Bürkle, Vorstandsvorsitzender der NORD/LB. „Die von uns eingeleitete Transformation trägt bereits erste Früchte. Der deutliche Kostenrückgang zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig sind wir operativ gut unterwegs. Nachdem wir unsere Bilanz von den Risiken der Schiffsfinanzierung weitgehend befreit haben, können wir uns wieder mit ganzer Kraft unseren Kunden widmen.“ 

Zum Jahresende 2019 wurden umfangreiche Maßnahmen zur Kapitalstärkung der NORD/LB umgesetzt. Die Kapitalmaßnahmen der bisherigen Träger der Bank sowie der S-Finanzgruppe haben einen positiven Gesamtkapitaleffekt von rund 3,6 Mrd. Euro. Durch die Umsetzung haben sich die Kapitalquoten der Bank spürbar verbessert. Die harte Kernkapitalquote lag zum 31.12.2019 bei 14,54 Prozent und damit deutlich über den regulatorischen Anforderungen. Die Ratingagenturen haben bereits im Januar auf die Kapitalstärkung reagiert, so dass alle wichtigen Ratings der NORD/LB wieder im Investment Grade-Bereich liegen.

Für die Zukunft hat sich die NORD/LB ambitionierte Ziele gesetzt. Um diese zu erreichen wird die Bank deutlich kleiner, schlanker und effizienter werden. Die Bilanzsumme soll bis zum Jahr 2024 auf rund 95 Mrd. Euro absinken. Bereits im vergangenen Jahr wurde hierfür ein entsprechendes Transformationsprogramm aufgesetzt. 

Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2019

Der Zinsüberschuss belief sich im Geschäftsjahr 2019 im Konzern auf 1.024 Mio. Euro (Vorjahreswert: 1.229 Mio. Euro). Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreswert ist vorrangig auf die deutliche Reduktion des Schiffsportfolios und dem damit verbundenen Rückgang der Zinserträge zurückzuführen. Außerdem hat sich auch das anhaltend niedrige Zinsniveau auf dem Geld- und Kapitalmarkt dämpfend ausgewirkt.

Das Risikovorsorgeergebnis lag bei einem positiven Wert von 29 Mio. Euro, womit 2019 per Saldo leichte Auflösungen bei der Risikovorsorge anfielen. Im Vergleich zum Vorjahr (minus 1.893 Mio. Euro), als eine weitgehende Bereinigung des Schiffsfinanzierungsportfolios vorgenommen wurde, kam es damit beim Risikovorsorgeergebnis zu einer deutlichen Verbesserung. 

Der Provisionsüberschuss fiel mit 71 Mio. Euro etwas höher aus als im Vorjahr (52 Mio. Euro). Profitiert hat die Bank zudem vom Fair-Value-Ergebnis (einschließlich Hedge Accounting), das sich auf 223 Mio. Euro belief (minus 273 Mio. Euro). Vor allem Bewertungseffekte finanzieller Vermögenswerte haben sich hier positiv ausgewirkt. Das Ergebnis aus Anteilen an Unternehmen betrug 17 Mio. Euro (1 Mio. Euro), das Ergebnis aus at Equity bewerteten Unternehmen blieb nahezu unverändert bei 20 Mio. Euro (21 Mio. Euro).

Der Verwaltungsaufwand ging im vergangenen Jahr erneut zurück und verringerte sich 2019 auf 970 Mio. Euro (999 Mio. Euro). Seit 2017, als im Rahmen der Integration der Bremer Landesbank das Transformationsprogramm One Bank aufgelegt wurde, sind die jährlichen Verwaltungskosten damit bereits um knapp 200 Mio. Euro zurück gegangen. Dieser massive Kostenrückgang ist im Wesentlichen auf Maßnahmen aus dem One-Bank-Programm zurückzuführen. Dabei waren sowohl die Personalaufwendungen als auch die anderen Verwaltungsaufwendungen, wie beispielsweise IT-Kosten, geringer als im Vorjahr.

Das Sonstige betriebliche Ergebnis hat sich auf 45 Mio. Euro verbessert (minus 57 Mio. Euro). Dies ist in erster Linie auf Veräußerungserfolge aus Beteiligungen in Höhe von 124 Mio. Euro (4 Mio. Euro) zurückzuführen.

Planmäßig angestiegen sind die Aufwendungen für Restrukturierungen bzw. Reorganisation. Sie lagen im Geschäftsjahr 2019 bei 459 Mio. Euro und haben sich damit gegenüber dem Vorjahreswert mehr als verdoppelt (219 Mio. Euro). Diese Aufwendungen stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit dem eingeleiteten tiefgreifenden Umbau der Bank. Neben Beratungsdienstleistungen handelt es sich dabei vor allem um Rückstellungen für den geplanten weiteren Personalabbau in der NORD/LB. Die nach IFRS berechneten Ertragsteuern lagen bei 39 Mio. Euro (297 Mio. Euro).

Die Bilanzsumme des NORD/LB Konzerns wurde im Geschäftsjahr 2019 weiter zurückgeführt und belief sich per 31.12.2019 auf 139,6 Mrd. Euro (Jahresultimo 2018: 154,0 Mrd. Euro). Der vor einigen Jahren begonnene Abbau der Bilanzsumme wurde damit auch im vergangenen Jahr konsequent fortgesetzt. Auch der für die Berechnung der Kapitalquoten maßgebliche Gesamtrisikobetrag wurde im vergangenen Jahr deutlich zurückgeführt. Zum 31.12.2019 betrug er 39,8 Mrd. Euro, was einem Rückgang um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert entspricht (44,9 Mrd. Euro).

Durch die Umsetzung der Kapitalmaßnahmen zum Jahresende 2019 sind die Kapitalquoten der NORD/LB deutlich angestiegen. Die harte Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1 Ratio) der NORD/LB lag zum 31. Dezember 2019 bei14,54 Prozent und damit deutlich über der regulatorischen Mindestanforderung (10,60 Prozent). Auch die Gesamtkapitalquote (Total Regulatory Capital Ratio) erhöhte sich auf 20,76 Prozent (Vorjahreswert: 12,67 Prozent). 

Entwicklung der Segmente im Geschäftsjahr 2019

Die NORD/LB war 2019 in nahezu allen Geschäftsbereichen profitabel. Nachdem im Bereich Schiffsfinanzierung im Jahr 2018 hohe Wertberichtigungen gebildet werden mussten, wird sich die NORD/LB aus diesem Bereich komplett zurückziehen und das Schiffsportfolio vollständig zurückfahren. Durch erfolgreiche Verkäufe von Schiffen sowie Zins- und Tilgungszahlungen auf bereits abgeschriebene Schiffe hat das Segment im Geschäftsjahr 2019 ein Ergebnis vor Steuern von 196 Mio. Euro erzielt. Zum 31.12.2019 reduzierte sich Schiffsportfolio auf ein Volumen von 4,6 Mrd. Euro (31.12.2018: 10,3 Mrd. Euro). Das NPL-Portfolio lag zum Jahresultimo 2019 bei 2,5 Mrd. Euro. Das gesamte Schiffsportfolio soll bis Ende 2021 fast vollständig abgebaut sein. 

Im Firmenkundengeschäft agiert die NORD/LB bundesweit. Das Segment umfasst neben dem mittelständischen Firmenkundengeschäft auch die Bereiche Agrar-Banking, Sozialimmobilien und Wohnungswirtschaft. Durch einen erweiterten Branchenansatz kann die Bank ihren Kunden zudem umfangreiche fachliche Expertise zur Verfügung stellen. Außerdem steht die NORD/LB ihren Kunden auch mit innovativen Finanzierungsalternativen zu Seite. In einem vom starkem Wettbewerb geprägten Geschäftsfeld hat die Bank 2019 ein Ergebnis vor Steuern von 119 Mio. Euro erzielt. 

Im Segment Energie- und Infrastrukturkunden lag das Ergebnis vor Steuern im Geschäftsjahr 2019 bei 71 Mio. Euro. In diesem Segment liegt der Fokus auf maßgeschneiderten Finanzierungslösungen projektgebundener Transaktionen. Die NORD/LB verfügt auf diesem Gebiet über eine mehr als dreißigjährige Expertise. Im vergangenen Jahr wurden national und international Projektfinanzierungen mit einem Gesamtvolumen von 2,8 Mrd. Euro arrangiert. Nach wie vor gehört die NORD/LB zu den Top 3 der weltweit stärksten Projektfinanzierungsbanken für Wind- und Solarparks. 

Die Entwicklung im Segment Immobilienkunden wird maßgeblich durch die Deutsche Hypo bestimmt, dem Kompetenzzentrum für die gewerbliche Immobilienfinanzierung im NORD/LB Konzern. Zu den Highlights für das Geschäftsjahr 2019 zählen hier die Finanzierung des Gerling Quartiers mit dem 25hours-Hotel in Köln und des Bürogebäudes „Woodwork“ im Großraum Paris sowie die Finanzierung eines Logistikzentrums in Bayern. Insgesamt wurde im Segment Immobilienkunden ein Vorsteuerergebnis von 136 Mio. Euro erzielt.

Das Kapitalmarktgeschäft mit institutionellen Kunden wird im Geschäftssegment Markets abgebildet. Hier wurde im vergangenen Jahr ein Vorsteuerergebnis von 35 Mio. Euro erzielt. Zu den hervorzuhebenden internationalen Transaktionen zählten im vergangenen Jahr die Begleitung der Emission einer Covered Bond Benchmark Anleihe der Banco Santander mit einem Volumen von 1,75 Mrd. Euro sowie die Emission einer 2 Mrd. Euro umfassenden Anleihe der DNB Bank ASA. Auch national hat die NORD/LB eine Vielzahl von Transaktionen im Bereich Bundesländer und Kommunen erfolgreich an den Markt gebracht.

Im Segment Flugzeugkunden wurde ein Ergebnis vor Steuern von 44 Mio. Euro erreicht. Dieses Ergebnis basiert in erster Linie auf einer stabilen Ertragsentwicklung auf hohem Niveau. In diesem Segment werden objektbezogene Finanzierungen von Verkehrsflugzeugen namhafter Hersteller für Flug- und Leasinggesellschaften durchgeführt. Durch die erfolgreiche Akquise von Neukunden wurde im vergangenen Jahr die Kundenbasis weiter ausgebaut. 

Die Produkte und Dienstleistungen für Privat- und Geschäftskunden im Gebiet der Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK), in Hannover und Hamburg sowie in Bremen und Oldenburg sind im Segment Privat- und Geschäftskunden gebündelt. Mit einem Vorsteuerergebnis von 57 Mio. Euro wurde das sehr gute Vorjahresergebnis (50 Mio. Euro) noch einmal übertroffen. Seit nunmehr 16 Jahren wird die NORD/LB für ihre Vermögensverwaltung vom Elite Report ausgezeichnet. Damit hat sich die Bank nachhaltig als Premiumanbieter für Vermögensverwaltung im deutschsprachigen Raum etabliert. 

Das Verbundgeschäft beinhaltet das Geschäft mit Sparkassen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern sowie teilweise Schleswig-Holstein und Brandenburg. Auch die Kooperation im Kreditgeschäft mit den Sparkassen sowie das Kommunalfinanzierungsgeschäft werden hier abgebildet. Das anspruchsvolle Marktumfeld ist in dem diesem Segment zusätzlich durch eine weiter zunehmende Wettbewerbssituation gekennzeichnet. Das operative Ergebnis des Segments lag 2019 bei minus 15 Mio. Euro und konnte damit nicht an das starke Vorjahresergebnis (23 Mio. Euro) anknüpfen. 

Neues Geschäftsmodell konkretisiert sich

Der nun anstehende Umbau der Bank wird auch zu Anpassungen beim Geschäftsmodell führen. Die Bank wird sich künftig auf fünf Geschäftsfelder konzentrieren: Privat- und Geschäftskunden sowie Verbundkunden, Spezialfinanzierungen, Immobilien, Markets und Firmenkunden. Sie hält damit grundsätzlich an ihrem Diversifikationsansatz fest. Auch künftig hat die NORD/LB einen regionalen Fokus, begleitet ihre Kunden aber auch auf internationalen Märkten. Zudem geht es in der Zukunft noch stärker um die Verzahnung zwischen Kreditkunden, institutionellen Investoren und NORD/LB. Auf diesem Weg können neue Produktlösungen für die Kunden und zusätzliche Provisionserträge für die Bank generiert werden.  

Umbau der Bank kommt voran

Nach der Kapitalstärkung befindet sich die NORD/LB in einer tiefgreifenden Transformation. Bereits im vergangenen Jahr wurde hierfür ein eigenes Transformationsprogramm NORD/LB 2024 ins Leben gerufen. Die Bank wird am Ende dieses Prozesses deutlich kleiner und risikoärmer, gleichzeitig aber auch effizienter und schlagkräftiger sein. Hierfür werden sämtliche Strukturen und Prozesse der Bank kritisch hinterfragt und optimiert. In diesem Zusammenhang wird sich auch die Zahl der Mitarbeiter weiter deutlich verringern. Bis Ende 2023 soll die Belegschaft im Konzern auf 2.800 Mitarbeiter reduziert werden. Dieser Personalabbau soll möglichst sozialverträglich und auf weitgehend freiwilliger Basis erfolgen. Aktuell zeichnet sich ab, dass die Personalabbauziele durch die freiwillige Inanspruchnahme entsprechender Maßnahmen erreicht werden können.

Gleichzeitig wird die Bank aber auch in erheblichem Umfang in Zukunftstechnologien investieren. Für Investitionen in neue IT-Systeme sowie in eine Reihe von Digitalisierungsinitiativen sind insgesamt rund 500 Mio. Euro vorgesehen. 

Ausblick 2020

Die NORD/LB ist gut in das neue Jahr gestartet. Mit den Ratingverbesserungen ging auch eine positive Entwicklung beim Neugeschäft einher. Zum laufenden Geschäftsjahr sagte Bürkle: „Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem Rückenwind der Kapitalstärkung und der Ratingverbesserungen an alte Stärken anknüpfen werden. Natürlich wird uns auch in diesem Jahr der Umbau der NORD/LB weiter beschäftigen.  Wir werden unseren Transformationskurs auch 2020 fortsetzen, die entsprechenden Restrukturierungsaufwendungen werden das Ergebnis erneut belasten. Eine Ergebnisprognose wäre im aktuellen Umfeld allerdings unseriös. Vor allem die noch nicht abzuschätzenden gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus erschweren momentan erheblich den Blick nach vorn.“ 

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