Als sich die Tore der Wurfhöhle zur großen Außenanlage in der Kanadalandschaft Yukon Bay öffneten, streckte Eisbär-Weibchen Milana neugierig die Nase nach draußen. Kurz darauf zeigte sich an ihrer Seite ihre kleine Tochter, die sich mit tapsigen Schritten an ihrer Mutter vorbei ins Freie drängelte: Hannovers erstes Eisbär-Jungtier ist bereit, sein großes Bären-Reich in Yukon Bay zu entdecken!
Hinter jeder Ecke verbergen sich hier große Abenteuer für eine kleine Eisbärin: das große Wasserbecken zum Schwimmen und Planschen, Äste und Gras zum Erlegen und ein Bad aus weichen Holzhäckseln zum Wälzen und Graben. Kein Wunder, dass Mutter Milana ihr Jungtier bei ihrer ersten Erkundungstour besonders gut im Blick behielt.
Mutig balancierte die kleine Bärin an der Kante des Badebeckens entlang und traute sich, ihre ersten Schwimmversuche im Hafenbecken mit einem Sprung ins feuchte Nass zu starten. „Eisbär-Jungtiere können intuitiv schwimmen und müssen das tatsächlich nicht erst lernen“, erklärten die Tierpfleger aus Yukon Bay. „Wir haben aber zur Sicherheit schon einmal hinter den Kulissen in einer Art Planschbecken geübt.“
Nach dem ersten Bad machte sich die übermütige Eisbärin daran, ihr Reich weiter zu entdecken. Sie kletterte auf kleine Felsen, erbeutete Stöcker und probte sich in Bären-Manier im Jagen von Vögeln. Im Holzhäcksel-Bad wälzte und panierte sich der weiße Nachwuchs und raufte ausgelassen mit Mutter Milana. Immer wieder sprang sie auf ihre Mutter zu, biss ihr ins Fell und in die Ohren. „Wie ein richtiger kleiner Bär“, freuten sich die Pfleger.
All das passierte nun allerdings aufgrund der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ohne Zoo-Besucher. „Es ist unglaublich schade und wir sind sehr traurig, dass
Unsere Besucher diese schönen Bilder nicht live vor Ort sehen können“, so Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff. „Über unsere Kommunikationskanäle werden wir daher alles daransetzen, unsere Besucher an den Ausflügen und Entwicklungen unseres Nachwuchses teilhaben zu lassen“, berichtete Casdorff. „Wir freuen uns nun umso mehr auf ein baldiges Wiedersehen mit unseren Besuchern, um ihnen Hannovers ersten Eisbär-Nachwuchs vorstellen zu können und sie nachhaltig über die Bedrohung dieser Tiere in der Arktis zu informieren und für ihren notwendigen Schutz zu sensibilisieren.“
Tierisch-starke Partnerschaft
Der Erlebnis-Zoo Hannover freut sich sehr, dass der GVH die Patenschaft für Hannovers ersten Eisbär-Nachwuchs übernimmt.
Noch namenlos
Wie genau gemeinsam mit dem Paten, dem GVH, nach einem passenden Namen für die kleine Eisbärin gesucht wird, gibt der Erlebnis-Zoo in Kürze bekannt.
Hintergrund:
Seit der Geburt der kleinen Eisbärin am 20. November hielten sich Milana und ihr Nachwuchs in der gemütlichen Wurfhöhle hinter den Kulissen auf. Über installierte Kameras konnten Tierpfleger, Zoologen und Tierärzte die Entwicklung des Jungtiers beobachten: vom Öffnen der Augen bis zu den ersten Laufversuchen und schließlich ausgiebigem Toben zwischen Mutter und Kind. In den ersten Wochen näherte sich niemand der Wurfhöhle, denn absolute Ruhe ist ein entscheidender Faktor bei der Aufzucht von Eisbär-Jungtieren. Als das Zoo-Team immer mehr Aktivität in der Wurfhöhle über die Kameras beobachten konnte, nahmen die Tierpfleger langsam wieder Kontakt zu Milana auf und lernten auch das Jungtier kennen, nachdem es aus der Wurfbox herausgeklettert war.
Eisbär-Vater Sprinter hat als Männchen, wie auch in der Wildnis, nichts mit der Jungenaufzucht zu tun.
Stark bedroht
Seit 2006 steht der Eisbär auf der Roten Liste der Naturschutzorganisation IUCN. Der Bestand ist als „gefährdet“ eingestuft. In der Arktis leben nur noch etwa 20.000-25.000 Eisbären. Nach Einschätzung der IUCN wird die Bestandsentwicklung des Eisbären als rückläufig eingestuft.
Hilfe vor Ort
Seit über zehn Jahren unterstützt der Erlebnis-Zoo die Artenschutz-Organisation Polar Bears International. Das Team aus renommierten Wissenschaftlern erforscht das größte Landraubtier der Welt. Beim sogenannten „Bear Tracker“-Projekt werden weibliche Tiere mit Peilsender-Halsbändern ausgestattet. Dank der modernen Technik können die Wissenschaftler so nachverfolgen, bis wohin sich das Verbreitungsgebiet der Bärinnen erstreckt, wie die Wanderrouten verlaufen und wo die Weibchen ihren Nachwuchs bekommen. Mittels der Daten können die Artenschützer herausfinden, wo notwendige Schutzzonen errichtet werden sollen. Denn das Eis schmilzt den arktischen Tieren buchstäblich unter den Pfoten weg und nimmt ihnen ihre Lebensgrundlage: die Jagdmöglichkeit auf fettreiche Robben an deren Atemlöchern im Packeis. Die Eisbären weichen immer öfter zur Nahrungssuche auf das Festland aus, Mensch-Tier-Konflikte sind die Folge, die durch Schutzzonen verhindert werden sollen.
Europäisches Erhaltungszuchtprogramm
Der Erlebnis-Zoo Hannover beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Eisbären, um die Tierart langfristig zu erhalten und für den Schutz des Lebensraumes zu sensibilisieren.
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