Starkes Kundengeschäft bei hohem Ergebnisdruck

„Sparkassen und ihre Kunden sitzen im selben Boot – die Auswirkungen der aktuellen Niedrigzinssituation treffen alle gleichermaßen an einer der empfindlichsten Stellen: Wenn unsere Kunden das Gefühl haben, dass ihr Geld nicht mehr zu vertretbarem Risiko ertragreich angelegt werden kann, funktioniert unser gewohnter Umgang mit den Finanzen nicht mehr. Wir alle müssen uns anpassen,“ stellte Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, heute in München fest. „Unsere Kunden bringen uns trotz schwieriger Einschnitte großes Vertrauen entgegen und wir kämpfen dafür, ihre Finanzgeschäfte weiterhin sinnvoll zu gestalten. Wir gehen den Weg gemeinsam.“

So konnten die bayerischen Sparkassen ihr Kundengeschäft auch im Geschäftsjahr 2019 zwar wieder stark ausbauen: Sowohl bei Privat- als auch bei Unternehmenskunden sind Kredit- und Einlagevolumen überdurchschnittlich gestiegen. Während ihre Kunden bei Finanzierungen von der aktuellen Nullzinslage profitieren, gestaltet sich die Situation bei den Einlagen schwierig. Mit der EZB-Geldpolitik der letzten Jahre sind renditebringende Anlagen ohne Risiko faktisch nicht mehr möglich – sehr viele Kunden „parken“ ihr Geld daher in Sichteinlagen. Damit verzichten sie auf Ertragschancen, die sie bei gutem Risikomanagement über Wertpapiere erzielen könnten.

Den Sparkassen entstehen aus dieser Reaktion Einlagenüberhänge, die in wesentlichen Teilen kurzfristig verfügbar gehalten werden müssen. Ihr Zinsüberschuss sinkt dabei kontinuierlich, so dass der große Markterfolg der Sparkassen keinen Niederschlag im Jahresergebnis findet – auch die gewachsenen Vertriebserfolge werden vom genauso angestiegenen Verwaltungsaufwand wieder aufgefressen. Die bayerischen Sparkassen konnten trotzdem einen auskömmlichen Jahresüberschuss erzielen. Angesichts von Negativzinsen, Regulierungsdruck und Digitalisierungsschub brauchen sie ihn aber auch, um ihre Leistungsfähigkeit für die bayerischen Regionen langfristig zu sichern.

Netzer: „Die Folgen aus zehn Jahren Niedrigzinsen kommen bei unseren Kunden und in unserem Geschäftsbetrieb immer deutlicher zum Vorschein. Die Sparkassen müssen jetzt neue Wege suchen, um damit so umzugehen, dass weder ihre Kunden noch sie selbst zu stark belastet werden. In einer starken Kundenbeziehung finden wir auch gemeinsame Wege und sinnvolle Anlageprodukte.“

Megatrends für Sparkassen und ihre Kunden

Die Sparkassen und ihre Kunden sehen sich machtvollen Trends gegenüber, die ihr Umfeld verändern. „Die Welt verändert sich gravierend, schnell und inzwischen persönlich spürbar für alle,“ erklärte Netzer. „Es kommt immer mehr darauf an, gemeinsam zu handeln und Lösungen zu finden, mit denen alle der Zukunft gewachsen sind.“ Er identifizierte vor allem drei Megatrends, angesichts derer die Sparkassen und ihre Kunden im gleichen Boot sitzen, und nun für sich und gemeinsam einen neuen Kurs bestimmen müssen:

1. Null- bis Negativzinsen: In einer Welt ohne Zinsen funktionieren etablierte Mechanismen im Umgang mit Finanzen nicht mehr. Das wird an den Ergebnissen der Sparkassen ebenso wie an der Vermögensentwicklung der Sparer sichtbar.
2. Digitalisierung: Die rapide zunehmende digitale Transformation verändert die Arbeitsprozesse der Sparkassen genauso wie die Ansprüche und das Verhalten ihrer Kunden. Dabei erleben die Sparkassen Kunden, die gerne online gehen und alles bargeldlos, möglichst über das Smartphone, erledigen möchten. Und sie haben Kunden, die sich mit den digitalen Möglichkeiten schwertun. Auch hier stehen die Sparkassen im Wort.
3. Nachhaltigkeit: Das Thema Nachhaltigkeit – und damit ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortliches Handeln – ist mitten in der Gesellschaft angekommen. Sparkassen wie ihre Kunden stellen bisherige Verhaltensmuster auf den Prüfstand.

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