Zukunftstrend mobile Arbeit

Tablet, Smartphone, Laptop, Strom und WLAN – mit diesen fünf Hilfsmitteln lassen sich heute viele Arbeiten ortsunabhängig und flexibel erledigen. Das Arbeiten von zu Hause, beim Kunden vor Ort oder häufige Geschäftsreisen gehören inzwischen zum Arbeitsalltag vieler Menschen. Diese Arbeitsform birgt Chancen, aber auch Risiken. In dem Verbundvorhaben „prentimo“ wurde an der Hochschule Aalen erforscht, wie mobile Arbeit in Zukunft gestaltet werden kann. Die Ergebnisse wurden jetzt im Europaparlament in Straßburg vorgestellt. Das Projekt mit einem Gesamtvolumen von 2,2 Millionen Euro wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. 

Mobiles Arbeiten kann neue Freiräume eröffnen. Durch fehlende Grenzen zwischen Arbeit und Leben, das ständige Unterwegs sein und eine permanente Erreichbarkeit können aber auch neue physische und psychische Belastungen entstehen. „Daher muss die mobile Arbeit von morgen sicher, gesund und lebensphasengerecht gestaltet werden“, sagt Prof. Dr. Kerstin Rieder, die an der Hochschule Aalen den Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie leitet. Hier setzte das Verbundvorhaben „prentimo – Präventionsorientierte Gestaltung mobiler Arbeit“ an. In „prentimo“ arbeiteten vier wissenschaftliche Partner gemeinsam mit der ver.di Dienstleistungsgewerkschaft und sieben Unternehmen zusammen. Im Fokus des Teams der Hochschule Aalen standen arbeitspsychologische Analysen und darauf aufbauende Maßnahmen. Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren liefert Impulse und Ansatzmöglichkeiten für die Arbeitsgestaltung, die Gesundheitsförderung, das Personalmanagement und die Mitbestimmung in einer sich wandelnden Arbeitswelt. Die Finanzierung im Gesamtumfang von 2,2 Millionen Euro erfolgte durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Rund 250.000 Euro entfielen davon auf die Hochschule Aalen, die mit einem Teilprojekt an dem Verbundvorhaben mitwirkte.

Arbeit 4.0 und mobiles Arbeiten

„Mobile Tätigkeiten in der Arbeitswelt nehmen aufgrund technischer Entwicklungen und der Globalisierung an Bedeutung zu. Deshalb wird die Frage der Gestaltung solcher neuen Arbeitsformen zunehmend wichtig“, erklärt Prof. Dr. Kerstin Rieder. Ob es der Servicetechniker sei, der beispielsweise im Amazonas unter schwierigen klimatischen Bedingungen eine Maschine repariere, die ambulante Pflegekraft oder der IT-Mitarbeiter, der vor Ort beim Kunden Wartungsarbeiten vornimmt – die neuen Arbeits- und Organisationsformen erforderten hohe Anpassungsleistungen von den Beschäftigten, die nicht mit bisherigen Tätigkeiten an einem festen Arbeitsplatz vergleichbar seien. „Für die Analyse der Konsequenzen fehlten bisher geeignete Instrumente“, erläutert Sylvia Kraus. Die studierte Psychologin arbeitete gemeinsam mit Prof. Dr. Kerstin Rieder an dem Teilprojekt an der Hochschule Aalen und hat federführend einen Fragebogen für die Analyse psychischer Belastungen bei mobiler Arbeit entwickelt. Dieser kann etwa für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung bei mobiler Arbeit eingesetzt werden.

Trendergebnisse aus dem Forschungsprojekt

Die Ergebnisse von „prentimo“ wurden von Prof. Dr. Kerstin Rieder kürzlich auf einer Tagung anlässlich des hundertjährigen Bestehens der International Labour Organisation (ILO) im Europaparlament in Straßburg präsentiert. Sie zeigen, dass mobile Arbeit häufig mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden ist. „Mobil Beschäftigte haben einen deutlich höheren Zeitdruck als stationär Beschäftigte“, erläutert Prof. Dr. Kerstin Rieder. „Außerdem wird von 58 Prozent ständige Erreichbarkeit erwartet, bei stationär Beschäftigten wird dies nur von 19 Prozent erwartet“ ergänzt Sylvia Kraus. Mobile Arbeit, das zeigen die Ergebnisse ebenfalls, hat jedoch auch viele Vorteile. Hierzu gehört etwa die Vielseitigkeit der Arbeit. Ganz zentral ist die Gestaltung der mobilen Arbeit. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Beschäftigten sehr viel zufriedener sind, wenn sie bei der Reiseplanung mitbestimmen können, so Prof. Rieder. Hier können Unternehmen ansetzen. „Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel können Freiräume bei der Reiseplanung dazu beitragen, mobile Arbeit attraktiv zu gestalten und auch die Vereinbarkeit mit anderen Lebensbereichen zu verbessern“ erläutert Sylvia Kraus.

In dem Projekt waren renommierte Unternehmenspartner beteiligt, darunter die Deutsche Telekom Technischer Service GmbH Bonn, Putzmeister Solid Pumps GmbH sowie STRABAG Property and Facility Services GmbH. Die Hochschule Aalen arbeitete in engem Austausch mit den Verbundpartnern im Forschungsvorhaben, darunter die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München, das COGITO – Institut für Autonomieforschung e.V. und die ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft. Ergebnisse des Verbundprojekts können im Internet unter www.prentimo.de kostenlos heruntergeladen werden.

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