Mit seiner ganz persönlichen Mauerfall-Anekdote vom 9. November 1989 begann Burkhard Kieker, seit 2009 Geschäftsführer von visitBerlin und verantwortlich für das weltweite Marketing Berlins im Bereich Tourismus/Kongresse sowie der Pflege der Marke Berlin, seinen Gastvortrag im fast vollbesetzten größten Hörsaal der Hochschule Worms. Fünfzehn Jahre habe es gedauert, so Kieker, bevor Berlin nach dem Mauerfall wieder langsam auf die Beine kam. Dann wurde Berlin von seinem touristischen Erfolg quasi überrollt; es folgte ein „chaotischer, ungesteuerter Prozess“, in dem „die Touristiker nur Erklärer, nicht aber Steuerer waren“. visitBerlin wurde 1993 mit Partnern aus der Berliner Wirtschaft als Gesellschaft für das Hauptstadt-Marketing gegründet und betreibt seither Initiativen zur Entwicklung und Steuerung des Berlin-Tourismus.
Wofür steht Berlin?
Um Berlin touristisch voranzubringen, so erläutert Burkhard Kieker, musste man zunächst verstehen, wofür Berlin steht. Fremdanalyse und Meinungsumfragen attestierten Berlin die Attribute Freiheit, Toleranz und Offenheit. Und hierin läge, so Kieker, die Besonderheit Berlins: dass die Stadt, die Nationalsozialismus und SED erlebte, die noch heute die „Topographie des Terrors“ trägt, diese Eigenschaften in sich vereint und das Lebensgefühl der offenen, emphatischen und lebensfrohen Metropole nach außen trägt.
Dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung bezeichnet sich Berlin als die Stadt der 3 T´s: Technologie, Talente, Toleranz. In seiner Präsentation nannte Burkhard Kieker anschauliche Zahlen: die „Brain City“ verzeichnet aktuell den stärksten Wirtschaftswachstum Deutschlands; auch im Gründungsbereich liegt Berlin mit einem höheren Start-up-Kapital als London ganz vorne. Im Eventsektor kann bei täglich rund 1.500 Events nur noch London und New York mithalten. Mit 250.000 Arbeitsplätzen, 13,5 Mio. Gästen im Jahr und rund 360.000 Tagesreisen pro Tag ist der Tourismus Berlins wichtigster Wirtschaftssektor.
Schaut man in die Zukunft, so Kieker, sind Paradigmenwechsel auf dem Plan: Gegensteuern bei potentiellem „Overtourism“, Erschließung neuer Zielgruppen und strategische Initiativen zum Wandel von der DMO (Destination Marketing Organisation) zu einer DMMO (Destination Marketing and Management Organisation) sind nur einige der Schwerpunkte, die er erläuterte.
Zum Ende seines Vortrags, dem sich eine rege Fragerunde anschloss, gab Burkhard Kieker den Studierenden noch einen persönlichen Tipp mit auf den Weg: im Tourismus gehe es darum, authentisch zu bleiben, „Disneyfizierung“ zu vermeiden und Bürger und Anwohner bei der touristischen Entwicklung einzubeziehen.
visitBerlin (Berlin Tourismus & Kongress GmbH) ist Berlins offizielle Organisation für Tourismus- und Kongressmarketing und wird als Public-Private-Partnership nicht nur vom Land Berlin gefördert. Die Gesellschafter des Unternehmens sind der visitBerlin Partnerhotels e.V., das Land Berlin, die Investitionsbank Berlin, die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, die Messe Berlin GmbH und die TMB Tourismus Marketing Brandenburg GmbH.
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