Tabakwerbeverbot in der EU: Deutschland ist Schlusslicht
Aus Medienberichten der vergangenen Wochen geht hervor, dass Abgeordnete verschiedener Bundestagsfraktionen ein vollständiges Tabakwerbeverbot befürworten, das allgemein zugängliche Außenwerbung auf Plakaten oder im Kino ab 2020 untersagt. Die Deutsche Herzstiftung, mit ihren rund 105.000 Mitgliedern Deutschlands größte Patientenorganisation auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, begrüßt dies sehr und appelliert an alle Abgebordnete, sich für ein umfassendes Tabakwerbeverbot einzusetzen. Deutschland hat sich bereits 2004 durch Unterzeichnung und Ratifizierung des WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) zu einem umfassenden Verbot aller Formen von Tabakwerbung verpflichtet. Diese Verpflichtung auch umzusetzen, hat sich für die Bundesregierung bisher als politisch schwierig erwiesen. „Dass eine Umsetzung möglich ist, haben alle anderen EU-Staaten mit umfassenden Tabakwerbeverboten vorgemacht“, so Gohlke.
E-Zigaretten: Unterschätzte Gefahr für Lunge und Herz-Kreislauf-System
Die 2014 in Kraft getretene EU-Tabakproduktrichtlinie (2014/40/EU), die 2016 mit dem Tabakerzeugnisgesetz (TabakerzG) in deutsches Recht umgesetzt wurde, enthält zwar bereits Regelungen zum Werbeverbot für E-Zigaretten und Nachfüllbehälter. Allerdings berücksichtigt die Richtlinie nicht weitere E-Nikotinprodukte wie E-Tabakerhitzer; diese gelangten erst auf den Markt nach der Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht. Eine Berücksichtigung von E-Nikotinprodukten ist aber unerlässlich für ein vollständiges Tabakwerbeverbot. E-Zigaretten besitzen ein unerwartet hohes Schadenspotenzial für die Lunge und das Herz-Kreislauf-System. Das zeigt eine aktuelle (noch nicht veröffentlichte) Analyse des Aktionsbündnisses Nichtrauchen (ABNR)*, dem auch die Deutsche Herzstiftung angehört. Untersucht wurden 19 aktuellere Studien von 2018 und 2019 zum Vergleich des Schadenspotenzials von E-Zigaretten und Tabakzigaretten. Laut Analyse beträgt die Wirkstärke der E-Zigaretten mindestens 50 % der Wirkstärke des Tabakrauchs. E-Zigaretten lösen laut Analyse nicht nur überproportional stark akute Funktionsstörungen der Lunge, des Herz-Kreislauf- und des Immunsystems aus, sondern schädigen auch die Struktur der Gewebe und werden mit klinisch manifesten Gesundheitsschäden wie Asthma und chronische Bronchitis in Verbindung gebracht. Noch sei nicht bekannt, welche gesundheitsschädlichen Auswirkungen E-Zigaretten nach langanhaltendem Konsum haben. „Aber alle Anzeichen sprechen dafür, dass ihr Dauerkonsum, ebenso wie der Dauerkonsum von Tabakzigaretten, zu lebensbedrohlichen Krankheiten der Lunge und des Herz-Kreislauf-Systems führen kann wie chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), Herzinfarkt und Schlaganfall“, resümieren die Autoren der Analyse.
*Wiebel F.J., Gohlke H., Loddenkemper R., E-Zigaretten: Eine unterschätzte Gefahr für Lunge und Herz-Kreislauf: Vergleich des Schadenspotentials von E-Zigaretten und Tabakzigaretten – Zwischenbilanz zum Weltnichtrauchertag 2019, Frankfurt 2019.
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