„Urbane Wälder“: neue Waldformen bereichern die Stadt

Neu angelegte Waldflächen im innerstädtischen Bereich haben vielfältige positive Effekte für Mensch und Natur. Das ist das wichtigste Ergebnis des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens „Urbane Wälder“. Einblicke in das Vorhaben und die Ergebnisse gibt eine Fachveranstaltung am 22. und 23. Oktober in Leipzig. Veranstalter sind das Bundesamt für Naturschutz, die Technische Universität Dresden und die Stadt Leipzig.

Wälder haben auch im städtischen Raum eine hohe Bedeutung und nehmen nicht unerhebliche Flächen ein: In den vergangenen Jahrzehnten hat der Wald in den Zentren deutscher Großstädte Einzug gehalten. In kreisfreien Großstädten hat sich beispielsweise der Waldanteil zwischen 1996 und 2015 von 15,8 auf 17,3 Prozent erhöht – und ist damit stärker als im bundesweiten Durch-schnitt angewachsen.

Die Stadt Leipzig, mit 590.000 Einwohnern unter den zehn größten Städten Deutschlands, legt im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens seit 2009 auf drei ehemaligen Brachen im innerstädtischen Bereich Wälder neu an. So wurden beispielsweise auf dem Gelände der ehemalige Stadtgärtnerei in der Zweinaundorfer Straße Flächen entsiegelt, Gebäude abgerissen und rund vier Hektar neuer Wald etabliert. Diese Neuanlage wird durch Forschende aus Landschaftsplanung, Biologie, Meteorologie der TU Dresden und Umweltsoziologie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung begleitet. Die Ergebnisse zeigen die vielfältigen positiven Effekte, die solche neuen Waldflächen aufweisen: Sie dämpfen Hitzeextreme und sind zugleich für die Erholung der Menschen aber auch die Vielfalt von Pflanzen und Tieren von großem Wert.

BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel erklärt: „Das Projekt zeigt, dass Urbane Wälder in mehrfacher Hinsicht Wohlfühloasen in unseren Städten schaffen: Im Hinblick auf die klimatischen Verhältnisse, für die Erholung und die biologische Vielfalt. Dies kann und sollte auch für weitere Städte Vorbild sein, neue Wege beim Aufbau einer zukunftsfähigen grünen Infrastruktur zu beschreiten.“

Prof. Dr. Catrin Schmidt, Leiterin des interdisziplinären Forschungsteams und Professorin für Landschaftsplanung an der Technischen Universität Dresden betont: „Urbane Wälder verfügen im Vergleich zu Parkanlagen über ein deutlich anderes Erholungsprofil und können städtische Grünflächen damit sinnvoll ergänzen. Sie können zugleich wie kein anderer Grünflächentyp Starkregenereignisse abpuffern.“

Prof. Dr. Andreas Roloff, Professor für Forstbotanik an der Technischen Universität Dresden führt hierzu an: „Ohne Bäume und urbane Wälder sind Städte nicht lebenswert – sie müssen uns daher mehr Aufwand und fachlichen Input wert sein. Das BfN und Leipzig haben hierzu mit dem Projekt Urbane Wälder ein deutliches Zeichen gesetzt, mit sehr wertvollen neuen und interessanten Ergebnissen.“

Dies ergänzt Prof. Dr. Dieter Rink vom Department für Stadt- und Umweltsoziologie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig/Halle: „Mit den urbanen Wäldern wurden Brachflächen gestaltet  und neuartige Grünflächen geschaffen, die von der Bevölkerung akzeptiert sind und rasch angeeignet wurden“.

Die Stadt Leipzig hat seit 2009 an der Umsetzung der Idee gearbeitet. Heiko Rosenthal, Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Ordnung, Sport der Stadt Leipzig bemerkt dazu: „Die in Leipzig geprägte Flächenkategorie des „urbanen Waldes“ inmitten von Siedlungsstrukturen hat, neben der relativ kostengünstigen Anlage und Unterhaltung, einen hohen Wert für die Erholungsvorsorge, für das Stadtklima und die Biodiversität“.

Hintergrund
Das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Urbane Wälder“ wird seit 2007 von der Stadt Leipzig umgesetzt, finanziert und gefördert vom Bundesamt für Naturschutz sowie der Stadt Leipzig, dem Freistaat Sachsen, der TU Dresden, der Gutburg Mieterservice GmbH, dem Büro Irene Burkhardt Landschaftsarchi-tekten und der Stiftung Wald für Sachsen.

Das Ziel des E+E-Vorhabens ist es, die besonderen Bedingungen für innerstädtische Waldflächen zu erkunden und Wege für die aktive und gesteuerte Entwicklung von Wald oder waldartigen Gehölzbeständen aufzuzeigen. Auf unterschiedlichen Modellflächen wird seit 2009 praktisch erprobt, wie eine Flächensiche-rung und die Anlage von Wald gelingen können und welche Managementansätze für die langfristige Sicherung und Akzeptanz zielführend sind. „Urbaner Wald“ soll hier, abweichend von der traditionellen Forstwirtschaft, als interdisziplinärer und integrativer Ansatz in der Stadtentwicklung untersucht werden, der wirtschaftliche, soziale, naturschutzfachliche und stadtökologische Aspekte einbezieht.
Weitere Informationen: www.urbane-waelder.de

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