Gründe für die anhaltend gute Lage sind eine hohe Binnennachfrage und die Tatsache, dass Deutschland zumindest kurzfristig nicht mehr im Mittelpunkt der Handelsstreitigkeiten steht. Hille: „Das in Zukunft prognostizierte reduzierte Wachstum der Weltwirtschaft wird sich auch auf die exportabhängige regionale Wirtschaft auswirken. Dazu kommen als bedeutende Risiken Probleme bei der Gewinnung von Fachkräften und Wettbewerbsnachteile durch die im internationalen Vergleich hohe Besteuerung.“ Den kommenden Herausforderungen begegnet die regionale Wirtschaft mit einer steigenden Investitionsbereitschaft. Vier von zehn Unternehmen wollen in Zukunft mehr investieren, lediglich 15 Prozent planen Einschnitte. Die positive Beschäftigungsentwicklung in der Region Bonn/Rhein-Sieg wird sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Der IHK-Beschäftigungsindikator deutet mit 13 Punkten auf ein weiteres kontinuierliches Wachstum hin. Zwei Drittel der befragten Unternehmen wollen ihre Mitarbeiterzahlen unverändert belassen, jedes vierte Unternehmen plant eine Erhöhung.
Die Ergebnisse nach Branchen
Seit Jahren nahezu unverändert präsentiert sich der IHK-Geschäftsklimaindex für den Dienstleistungssektor. Diese, den Standort prägende Branche erreicht mit 137 Punkten erneut ein sehr erfreuliches Ergebnis. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt im Vergleich zur Vorumfrage sogar nochmal ein wenig besser aus. Nur sieben Prozent sind unzufrieden, 56 Prozent der befragten Dienstleister berichten von guten Geschäften. Ein Ende der Hochkonjunktur ist auch in den kommenden Monaten nicht abzusehen. Ein Drittel der Dienstleistungsunternehmen
rechnet mit einer weiteren Verbesserung der Geschäfte. Die Mehrheit geht von einem gleichbleibend hohen Niveau aus. „40 Prozent der Unternehmen können allerdings aktuell offene Stellen längerfristig nicht besetzen“, sagte IHK-Konjunkturreferent Michael Schmaus: „Bei den Dienstleistern ergeben sich dabei die größten Schwierigkeiten bei der Suche nach Arbeitskräften mit Hochschulabschluss insbesondere im Bereich ITK und Unternehmensberatung. Damit bleibt der Fachkräftemangel weiterhin das Hauptrisiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Ein möglicher Rückgang der Inlandsnachfrage folgt mit steigender Tendenz auf Platz zwei.
Der IHK-Geschäftsklimaindex für die Industrie muss im Herbst 2018 einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Nach dem Rekordwert im Frühsommer hat er 17 Punkte verloren und notiert jetzt bei 122 Punkten. Hauptursache für den Rückgang ist eine weniger positive Beurteilung der aktuellen Lage. Trotzdem bezeichnet noch immer die Hälfte aller Unternehmen die Situation als gut und nur elf Prozent als schlecht. Auch die Erwartungen für die kommenden Monate werden reduziert. Die Anzahl der Industriebetriebe mit negativen Aussichten hat sich mit 20 Prozent im Vergleich zum Frühsommer mehr als verdoppelt. Hintergrund ist eine weit verbreitete Stagnation bei den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland.
Der Einzelhandel in der Region beurteilt seine Lage wieder etwas besser. Der IHK-Geschäftsklimaindex legt um zwei Punkte zu und befindet sich mit 111 Punkten weiterhin auf einem für die Branche durchschnittlichen Niveau. 34 Prozent der Einzelhändler bezeichnen ihre Situation als gut, weitere 50 Prozent als befriedigend. Schmaus: „Bei vielen Händlern konnte der im Frühsommer beobachtbare Rückgang der Umsätze gestoppt werden. Aktuell halten sich die Unternehmen mit steigenden und sinkenden Umsätzen im Kammerbezirk in etwa die Waage.“ Die Erwartungen deuten in den nächsten Monaten auf eine konstante
Entwicklung hin. Der Großteil der Einzelhändler geht von gleichbleibenden Geschäften aus. „Auf der einen Seite befeuern der gute Arbeitsmarkt und steigende Löhne die Konsumlaune, auf der anderen Seite sorgen eine steigende Inflationsrate und eine höhere Sparquote für Abkühlung“, so Schmaus.
Der IHK-Geschäftsklimaindex für die Informations- und Kommunikationsbranche kann auch im Herbst 2018 mit 138 Punkten einen hervorragenden Wert erzielen und den leichten Rückgang aus dem Frühsommer zumindest teilweise kompensieren. Die zuletzt rückläufige Erwartungshaltung hat sich wieder deutlich aufgehellt. 36 Prozent der Unternehmen gehen in den kommenden zwölf Monaten von sich verbessernden Geschäften aus. Im Gegensatz dazu fallen die Lagebeurteilungen nicht mehr ganz so euphorisch wie im Frühsommer aus. Allerdings bezeichnen noch immer fast 60 Prozent der Unternehmen ihre Situation als gut und nur zwölf Prozent als schlecht. Die Hälfte der antworteten Unternehmen hat längerfristig Schwierigkeiten offene Stellen erfolgreich zu besetzen. Schmaus: „Aktuell mangelt es hauptsächlich an Bewerbern mit Hochschulabschluss, aber auch im Bereich der dualen Ausbildung besteht Bedarf. Hauptgrund für die Ablehnung von Bewerbern ist eine nicht ausreichende oder nicht passende Qualifikation.“
Das Gastgewerbe muss einen weiteren Rückgang des IHK-Geschäftsklimaindex hinnehmen. Zum dritten Mal in Folge verliert der Index an Boden und liegt mit 103 Punkten nur noch knapp über der wichtigen 100-Punkte-Linie. Dies ist das schlechteste Ergebnis seit über vier Jahren. Auslöser ist eine Eintrübung der Erwartungen. Nur noch jedes zehnte Unternehmen rechnet mit einer Verbesserung
der Geschäfte innerhalb der nächsten zwölf Monate. Die Mehrheit geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, immerhin ein Viertel der Gastwirte erwartet einen Rückgang.
Der IHK-Geschäftsklimaindex für das Verkehrsgewerbe setzt mit 124 Punkten die Seitwärtsbewegung der letzten Umfragen unverändert fort. Die Lageeinschätzung verbessert sich deutlich, der Anteil der Logistiker mit guten Geschäften steigt von 33 auf 52 Prozent. Im Gegensatz dazu geht die Erwartungshaltung seit der Vorumfrage eindeutig zurück. Schmaus: „Dies ist angesichts der sehr guten Ausgangslage und der zu erwartenden Verlangsamung des weltweiten Wachstums allerdings auch nicht verwunderlich. Hinzu kommt, dass die Verkehrsinfrastruktur in vielen Bereichen an ihre Grenzen kommt und damit einem weiterem Wachstum im Wege steht.“
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