„Kraftzentren brauchen Innovation. Wir machen das Land digital!“

Bundesministerin Julia Klöckner hat heute die Digital-Konferenz unter dem Motto „Wir sehen Land.Digital“ eröffnet, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gemeinsam mit dem Deutschen Landkreistag (DLT) und dem Fraunhofer Institut IESE (Institut für Experimentelles Software Engineering) veranstaltet.

Dazu erklärt die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner:

„Ländliche Räume sind die Kraftzentren unseres Landes. Damit sie ihre Kraft voll entfalten können, muss die Infrastruktur stimmen. Es geht um die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, an die ärztliche Versorgung und das schnelle Internet: Die ländlichen Räume dürfen nicht abgehängt werden. Deswegen unterstützen wir unterschiedliche Projekte aus dem gesamten Bundesgebiet von Gesundheit und Pflege, über Qualifizierung und Bildung, Wirtschaft und Arbeit bis hin zur Mobilität. Ich werde dafür neue Projekte starten, zum Beispiel Experimentierfelder, also digitale Testfelder auf landwirtschaftlichen Betrieben. Es geht zum Beispiel um Traktoren, die über Satelliten gesteuert werden. So können sie zentimetergenau arbeiten und dabei Treibstoff, Dünger und Pflanzenschutzmittel sparen. Es geht um Melkroboter, die über einen Chip Daten über das Verhalten der Kühe und die Milchqualität versenden.

Digitalisierung bedeutet aber noch viel mehr für die ländlichen Räume:

1. Digitalisierung bedeutet Vernetzung: Mein Ziel ist es, Akteure, Strukturen, Verwaltung, Wirtschaft und Wissen zu vernetzen und daraus neue Kraft zu schöpfen. Wir werden deshalb ein neues Modellvorhaben starten: die Smarten Landregionen.

2. Digitalisierung bedeutet Innovation: Wir wollen neue Ideen, technische Lösungen und kluge Köpfe erkennen, unterstützen, bekannt und nutzbar machen. Mit dem Förderprogramm Land.Digital unterstützen wir innovative, modellhafte Ideen für das Land.

3. Digitalisierung bedeutet Wissen: Wir brauchen anwendungsbezogene Forschung und wir brauchen anwendungsbezogenes Wissen.

In diesem Sinne werden wir im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung Forschung fördern mit dem Schwerpunkt „ländliche Räume in Zeiten der Digitalisierung“. Da sich die Digitalisierung in ländlichen Räumen stets anders entwickelt und auswirkt als in Städten und Gemeinden, werden wir Forschungsvorhaben fördern, die sich auf Themen der Digitalisierung in ländlichen Räumen konzentriert.

Mit dem Landatlas haben wir ein Monitoring-Instrument für die ländlichen Räume geschaffen, das wir zur Grundlage unseres Handelns machen wollen. Wir haben hier die Anhaltspunkte, wo die digitalen Lösungen am dringendsten gebraucht werden. Der Landatlas ist für mich auch der Kompass für die Kommission Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse.

4. Digitalisierung bedeutet aber auch Bildung und Kompetenz: Wir müssen es schaffen, dass digitale Anwendungen wie Apps auch gerade von denen genutzt werden, die es besonders brauchen. Wir brauchen eine digitale Bildungsoffensive auch für ältere Menschen, eine Art Digitalführerschein fürs Leben.

5. Digitalisierung bedeutet Vereinfachung und Entbürokratisierung: Wir brauchen einen Dialog über die Chancen der Digitalisierung für die Verwaltung – auch beim Datenschutz und datenschutzrechtlichen Fragen. Momentan herrscht auf diesem Feld eine große Verunsicherung, die nach meinem Gefühl nicht förderlich ist.

6. Digitalisierung bedeutet neue Formen der Arbeit: Wir wollen mit den Kammern und Wirtschaftsverbänden auch über neue Formen der Arbeit sprechen wie Co- Workingspaces. Das kann eine enorme Entlastung für die vielen Pendler bedeuten und die Wirtschaft vor Ort stärken.

7. Digitalisierung heißt Kommunikation: Wir wollen einen stärkeren Austausch von Stadt und Land. Eine bessere Vernetzung und direktere Formen von Personen-, Wissensund Warenaustausch.

Unsere Kraftzentren brauchen Innovation – wir machen das Land digital. Dafür haben wir heute die Grundlagen gelegt und alle Akteure zusammen gebracht.“

Der Präsident des Deutschen Landkreistags, Landrat Reinhard Sager erklärt: „Digitalisierung findet in Deutschland auch in den ländlichen Räumen statt, gerade dort ist der Mittelstand mit seinen vielen Hidden Champions angesiedelt. Wir müssen wegkommen von dem zu engen Smart-City-Begriff. Digital werden neue Produktions- und Vertriebsmodelle möglich, die helfen können, Standortnachteile an anderer Stelle aus zugleichen. Diese Entwicklung wird von den Landkreisen als große Chance begriffen: Über die Hälfte der 294 Landkreise erwarten Effizienzgewinne für die Verwaltungsorganisation und erhoffen sich Attraktivitätssteigerungen für Unternehmen und Bürger. Digitale Angebote erfordern aber zuallererst leistungsfähiges Breitband. An dieser Stelle muss Deutschland besser werden, wobei ich gern doppelt unterstreiche: Ohne Glasfaser keine Gigabit-Gesellschaft!“

Land.Digital – ein Baustein des Bundesprogramms ländliche Entwicklung.

Die Bundesministerin hat die ersten Ideen aus dem Programm Land.Digital ausgezeichnet und die Webseite www.land-digital.org freigeschaltet. Die Webseite informiert über die innovativen Vorhaben.

Die zwei Projekte, die heute ausgezeichnet wurden:

„Plattform Neun“, Markthalle Neun GmbH

In einem zweistufigen Pilotprojekt wird innerhalb von 15 Monaten die Idee des analogen Ortes der Markthalle Neun in eine digitale Direktvermarktungs-Plattform für kleinbäuerliche Betriebe überführt. Mit dieser Lösung entsteht ein neuartiger Marktplatz im Netz. Er ermöglicht kleinbäuerlichen Erzeugern faire Preise und sichere Abnehmer, sowie Kunden Zugang zu außergewöhnlichen Produkten von höchster Qualität. Die Plattform ist ein beispielhaftes Projekt, wie ländliche Entwicklung durch einen Impuls aus der Stadt heraus funktionieren kann.

„Digitale Dorf.Mitte, Universität Siegen, Lehrgebiet Stadtplanung und Planungsgeschichte

Mit dem Projekt Digitale Dorf.Mitte werden die identitäts- und gemeinschaftsbildenden Orte eines Dorfes gestärkt und neu belebt. Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien für die Belange der Dorfgemeinschaft, Angebote einer digitalgestützten Daseinsvorsorge und Mobilität stehen im Zentrum des Projektes. Die traditionelle Dorfmitte mit ihrer nachlassenden Funktion als sozialem Zentrum und Versorgungsschwerpunkt erfährt durch die Überlagerung mit der neuen Funktion Digitale Dorf.Mitte eine Transformation und die zunehmend virtuelle Vernetzung eine räumliche Verortung.

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