Wenn die Bauern im Frühjahr mit der Feldarbeit und dem Wiesenschnitt beginnen, fallen den riesigen Maschinen bundesweit jedes Jahr rund 500.000 Rehkitze, kleine Hasen und Bodenbrüter zum Opfer. Allein 90.000 Rehkitze werden jährlich bei der ersten Grünlandmahd grausam verstümmelt oder getötet. Maschinen mit einer Arbeitsbreite bis zu 14 Metern donnern mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 Kilometern pro Stunde über die Felder. Da haben nicht nur Jungtiere keine Chance mehr, sondern alle Wildtiere.
Das Problem: Die Jungtiere laufen auch bei großer Gefahr nicht weg, sondern drücken sich instinktiv in ihr Versteck. So werden sie vom Mähwerk erfasst. Ein Problem ist das auch für die Landwirte, denn sie verstoßen gegen das Tierschutzgesetz, wenn sie Jungtiere bei der Mahd verstümmeln oder töten. Ihnen drohen teuere Strafen. Immer öfter werden sie dafür von Spaziergängern angezeigt.
Jetzt gibt es endlich eine Lösung für die Praxis
Das oberbayerische Unternehmen geo-konzept aus dem Bereich Fernerkundung und der Bayerische Jagdverband (BJV) haben jetzt ein so genanntes luftgestütztes Kitzrettungssystem entwickelt, eine Drohne, die mit der Schlagkraft in der Landwirtschaft mithalten kann. Gestern wurde das Kitzrettungssystem der Öffentlichkeit vorgestellt. „Wir können jetzt endlich Jägern, Landwirten und allen, die sich um Tierschutz bemühen, ein Wildrettungssystem anbieten, mit dem man schnell und sicher die kleinen Kitze finden und vor dem Mähtod retten kann. Dabei können die Landwirte ihre Wiesen ohne Unterbrechung und ohne Zeitverlust mähen. Das ist ein großer Vorteil, denn die Landwirte stehen bei der Grünlandmahd meist unter hohem Zeitdruck“, so Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes.
Zwei Varianten des Kitzrettungssystems verfügbar
Das Kitzrettungssystem aus der Luft gibt es als Basis-Variante und als Variante „Pro“. In beiden Fällen sind die Copter mit einer Wärmebildkamera ausgestattet.
Bei der Basis-Variante fliegt man auf Sicht. Das heißt, eine Person steuert das Gerät und beobachtet dabei das Live-Infrarotbild. Eine zweite Person muss zu dem Punkt in der Wiese dirigiert werden, an dem ein Kitz vermutet wird.
Mit der Variante „Pro“ geht alles noch viel schneller. In nur wenigen Minuten wird die ganze Wiese ohne Unterbrechung abgesucht. Nach dem Flug erhält man automatisch die genauen Koordinaten von der Stelle, an der ein Kitz liegen könnte. Mit Hilfe dieser Koordinaten können die Kitze in der Wiese dann schnell gefunden und geborgen werden.
Thomas Muhr, Geschäftsführer der geo-konzept GmbH und selbst Landwirt, erläutert, warum sein Unternehmen den Kitzretter aus der Luft entwickelt hat: „Wir haben in dieses Kitzrettungssystem investiert, weil wir immer wieder nach einer technischen Lösung gefragt wurden. Auch wenn es eine große Herausforderung war, ein marktfähiges Produkt zu entwickeln. Es ist schön, dass wir nun dazu beitragen können, viele kleine Kitze vor dem grausigen Tod zu retten.“
Tierschutz ernst nehmen und Kitzrettungssysteme ins KULAP übernehmen!
Ziel ist es, dieses Kitzrettungssystem vor allem auf großen Flächen und über Maschinenringe und Lohnunternehmer einzusetzen. So können unmittelbar vor der Mahd schnell und gründlich die Wiesen abgesucht werden.
Mit dem Copter von BJV und geo-konzept wird endlich ein praxisreifes Kitzrettungssystem auf den Markt gebracht, das den Mähtod effektiv vermeiden kann. Das ist gelebter Tierschutz.Deshalb sollte dieser Einsatz auch als Tierschutzmaßnahme in das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) aufgenommen und entsprechend vom Bayerischen Staat gefördert werden. Dafür jedenfalls machen sich geo-konzept und BJV mit Nachdruck stark.
Weitere Informationen finden Sie unter www.jagd-bayern.de
Der Landesjagdverband Bayern e. V. ist der Verband der Jäger Bayerns und vertritt über 48.000 Jägerinnen und Jäger in Bayern. Als staatlich anerkannter Naturschutzverband wirkt der Bayerische Jagdverband offiziell bei Naturschutzangelegenheiten mit.
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