„Der medizinische Wissensstand über Arthrose steht im deutlichen Kontrast zur Bedeutung dieser Krankheit in unserer Gesellschaft“, kritisiert Professor Andrea Meurer. „Weder die Ursachen für die Entstehung der Arthrose noch die Veränderungen im Gelenk im Verlauf der Erkrankung sind ausreichend untersucht“. Es mangele an Möglichkeiten zur Vorsorge und zur Verhinderung der Krankheit, zur frühen Diagnose und vor allem an wirkungsvollen Therapien.
Aktuelles Problem: Weniger Geld für Gelenkersatz
Noch ist der Austausch der von schwerer Arthrose geschädigten Gelenke für die Patienten die hilfreichste Therapie. Aber auch hier wurden zum Jahresanfang 2017 die Vergütungspauschalen um sechs Prozent gekürzt. „Vor allem spezialisierte Fachkliniken mit hohem Qualitätsniveau werden durch die Kürzung empfindlich getroffen“, sagt Prof. Meurer. Die Maßnahmen führten zwangsläufig zu kürzeren Liegezeiten und zur Wahl preiswerter Implantate. Leidtragende seien letztendlich die Patienten. „Zu echter Kostensenkung führt das nicht, weil langfristig die günstigeren Implantate früher ersetzt werden und viele Kliniken wohl vermutlich die Einkommens-verluste durch mehr Operationen ausgleichen“, so die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie.
Ziel: Frühere Diagnose, abgeschwächter Verlauf
Der neue Forschungsbereich Arthrose an der Orthopädischen Universitätsklinik in Frankfurt ist hierfür ein erster Ansatz. „Wir suchen nach Wegen, Arthrose früher zu diagnostizieren und ihren Verlauf signifikant zu verlangsamen“, sagt Forschungsleiter Professor Frank Zaucke. Der Forschungsbereich Arthrose, der von der direkten Nähe zu den Patienten der Klinik profitiert, wird überwiegend von der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung finanziert. Die „Deutsche Initiative Arthroseforschung“ will hier weitere neue Impulse in Forschung und medizinischer Anwendung geben, Forschungsaktivitäten vernetzen und die Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger für das wachsende Problem Arthrose sensibilisieren – auch weil für die Erforschung der Krankheit bisher nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Ende Januar 2018 werden sich Kliniker und Grundlagenwissenschaftler im Rahmen eines ersten Workshops in Frankfurt treffen, um neue interdisziplinäre Forschungsansätze zu diskutieren.
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