Baulärm dringt durch die Fenster. Lautes Rattern erfüllt kurz das Büro. Die letzten Arbeiten sind in Gange, in wenigen Tagen öffnet die neue Schatzbergbahn. Ein halbes Jahr Bauzeit für eine neue Gondelbahn neigt sich dem Ende zu. Die beiden Geschäftsführer der Wildschönauer Bergbahnen Ludwig Schäffer und Arnd Krogmann sitzen am Besprechungstisch, an den Wänden ringsum hängen Bilder von den Anfängen der Bahn. „Das war schon etwas, damals vor 50 Jahren, als die Bahn zum ersten Mal in Betrieb ging, das Schifahren in Auffach Fahrt aufnahm. Der Schatzberg wurde zum echten Schatz für uns“, erzählt Arnd Krogmann. Schon damals ist er Mitgeschäftsführer. Sieht Lifte über die Jahre hinwegkommen und gehen. „Allein 18 Bahnen haben wir über die Jahre wieder abgerissen, laufend neue errichtet.“ Ludwig Schäffer beginnt zu lachen, als er seine ersten Erlebnisse mit der Schatzbergbahn zurückdenkt. „Bei meiner ersten Abfahrt vom Schatzberg war ich gerade sechs Jahre alt, da lief nicht alles so wie geplant.“
Mit Matador nach oben
Ein Sessellift und ein Schlepplift, das gesamte Skigebiet am Schatzberg bei der Eröffnung 1967. „Die erste Bahn reichte bis zur heutigen Mittelstation. 15 teilweise recht eisige Minuten Sesselliftfahrt, dann ging es mit dem Schlepper noch zwei Kilometer weiter nach oben“, blickt Krogmann zurück. Das Liftfahren war eine Sache, die Abfahrt eine andere. Mindestens zwei Meter lange Holzlatten treffen auf kaum präparierte Pisten. „Skifahren war weitaus schwieriger als heute. Die Piste glich mehr einer Buckelpiste, es gab keine makellosen Autobahnpisten wie heute. Wir hatten zwar eine Pistenraupe, die flachte die Schneehügel jedoch, wenn überhaupt nur ab. Nach einer Abfahrt warst du vollständig durchgeschüttelt.“ Schneekanonen sind vor 50 Jahren noch Zukunftsmusik. Bei geringer Schneelage, sind die Skier am Abend zerkratzt. Teilweise sind wir nach Weihnachten über Erdlöcher gefahren, ein anderes Jahr ging die Saison wieder weit ins Frühjahr hinein. „Egal wie es war, wir waren glücklich.“ Gearbeitet wird mit allen Raffinessen. „Mein Vater hat immer erzählt, wie sie Schellackplatten schmolzen und die zähe Flüssigkeit mit einem Pinsel auf die Holzskier auftrugen, um besser gleiten zu können“, erzählt Ludwig Schäffer. Er ist gerade einmal vier Jahre alt, als die Bahn in Betrieb geht und augenblicklich vom Liftvirus infiziert. Mit dem Matadorbaukasten, den das Christkind bringt, baut er als erstes in der Stube den Schatzberglift nach. Ein Wollfaden als Seil, die Sessel aus Kupferdraht gebogen.
Wartezeit ade
Der ganze Vorplatz ist bereits von Menschen überfüllt. Zwei lange Schlangen führen hin zur Talstation. „Das war normal“, erklärt Arnd Krogmann beim Blick auf eines der Bilder an der Wand. Nahezu eine Stunde heißt es an manchen Tagen ausharren, bis es mit der Schatzbergbahn nach oben geht. Auch beim Schlepplift bilden sich laufend lange Warteschlangen. „Die Förderleistung betrug anfangs zwar bereits 900 Personen in der Stunde, aber das war bald zu wenig. Selbst die Steigerung auf 1.600 Personen stieß, seit dem Zusammenschluss mit den Alpbacher Bergbahnen im Jahr 2012 und der Gründung des Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau, an ihre Grenzen“, erzählt Schäffer. Die Zahl der Skifahrer hat sich durch das Großraumskigebiet entscheidend erhöht, wodurch es an Spitzentagen wieder zu Wartezeiten von bis zu 50 Minuten kam. „Was früher dazu gehörte, toleriert heute kein Gast mehr. Deshalb lag es für uns auf der Hand, dass wir eine neue Gondelbahn brauchen, die den aktuellen Bedürfnissen entspricht.“ Stolze 2.650 Personen, um 1.000 Personen mehr als bisher, können pro Stunde ab Mitte November mit der neuen Schatzbergbahn Richtung Gipfel befördert werden. Eine Fahrt mit allen erdenklichen Gondel-Raffinessen.
13 Minuten Panorama
Die rote Umrandung glänzt im Sonnenlicht. Das getönte Panoramaglas vom Boden bis hinauf zur Decke gibt den Blick in alle Richtungen auf die Bergwelt ringsum frei. 142 8er-Gondeln gleiten ab Mitte November aussichtsreich von Auffach aus dem Gipfel des Schatzberges entgegen. Eine Fahrstrecke von rund 4.000 Metern, 912 Meter Höhenunterschied. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von sechs Metern in der Sekunde reduziert sich mit der neuen Bahn die Fahrzeit bis um Gipfel um 20 Prozent auf 13 Minuten. „Komfort auf höchstem Niveau hatte für uns den größten Stellenwert bei der Planung der Bahn. Vor allem der ebene Einstieg, war uns wichtig, um mit Kinderwägen und Rollstühlen äußerst bequem ein- und aussteigen zu können.“ Im Zuge der Errichtung der neuen Schatzbergbahn wurden auch die drei Seilbahnstationen erneuert, die Bergstation sogar komplett neu erbaut. Holz und Glas. Eine geradlinige, moderne Struktur.
Improvisiertes Gulasch
Wenn im Dezember die erste große Gästewelle anrollt, ist hier am Schatzberg alles längst auf Schiene. Die Arbeiten laufen seit Beginn harmonisch im Zeitplan. „Wobei wir Wildschönauer durchaus gut im Improvisieren wären“, schmunzelt Ludwig Schäffer. „Alleine, wenn ich an die Schatzbergalm denke.“ Der imposante Bergasthof wurde 1974 fertiggestellt, aber bereits in der Wintersaison davor bewirteten die Kellnerinnen die hungrigen Skifahrer, servierten aus dem Keller des Rohbaus frisch gekochte Gulaschsuppe. „Unser Hausberg ist einfach ein Berg für die Skifahrer. Schon um 1900 wurde auf der Schatzberghütte am Gipfel Erbsensuppe kredenzt. „Dort war es immer lustig, das weiß ich noch von meinem Vater“, so Ludwig Schäffer. Über seine eigenen ersten Schwünge am Schatzberg kann der Geschäftsführer inzwischen auch lachen. „Ich war etwa sechs Jahre alt. War bis dorthin nur am Hügel hinter unserem Haus unterwegs, als ich mit meiner Schwester mit dem Lift nach oben durfte. Ein irres Erlebnis, nur die Abfahrt hatte es in sich. Bei wirklich jeder Kurve löste sich die Bindung. Irgendwann gab ich auf und trug meine Skier nach unten.“ Einmal mehr erfüllt Baulärm das Büro. Die Talstation ist kurz vor der Fertigstellung. Ein weiterer Neubau in Arnd Krogmanns Arbeitsleben bei der Schatzbergbahn ist kurz vor der Fertigstellung. Auf das 50-Jahresjubiläum der Schatzbergbahn angesprochen lacht er. „Jubiläen sind, wenn wir ehrlich sind, eine reine Alterserscheinung, die kommen einfach auf einen zu. Wir sind stolz darauf, da es zeigt, dass wir in der Vergangenheit die richtigen Entscheidungen getroffen haben, noch lieber blicken wir aber nach vorne und freuen uns über unser Jubiläumsgeschenk an unsere Gäste und uns selbst, die neue Schatzbergbahn.“
Zur Sache
Im Mai dieses Jahrs startete der Neubau der einstigen 4er-Gondelbahn, die von Auffach aus auf den Gipfel des Schatzberges führt. Hochmoderne Kabinen für acht Personen befördern zukünftig 2.650 Personen in der Stunde in das Wildschönauer Skigebiet. Mit einer maximalen Fahrtgeschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde konnte die Fahrzeit gegenüber bisher um 20 Prozent auf 13 Minuten verkürzt werden. Im Rahmen des Neubaus wurden auch die drei Stationen erneuert, die Bergstation sogar vollständig neu errichtet. Komfort wurde bei der Planung großgeschrieben, auch für Rollstühle und Kinderwägen ist die Fahrt nun bequem möglich.
Zitate
„Mit der neuen Gondelbahn gehören lange Wartezeiten der Vergangenheit an. Mehr Platz, höchster Komfort beim Ein- und Ausstieg sowie bequeme Zugänge bei den Stationen prägen nun die Schatzbergbahn.“ Ludwig Schäffer, Geschäftsführer Wildschönauer Bergbahnen
„Der Schatzberg war bei Skifahrern immer schon beliebt. Bevor es den Lift gab, gingen die Einheimischen mit den Skiern bis zum Gipfel und kehrten bei der Schatzberghütte ein.“ Arnd Krogmann, Geschäftsführer Wildschönauer Bergbahnen
„Mit einer maximalen Fahrtgeschwindigkeit von sechs Metern in der Sekunde reduziert sich mit der neuen Bahn die Fahrzeit bis um Gipfel um 20 Prozent auf 13 Minuten.“ Ludwig Schäffer, Geschäftsführer Wildschönauer Bergbahnen
Infos: www.skijuwel.com – Ludwig Schäffer
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