Warum empfehlen Sie Jugendlichen, eine Zeit im Ausland zu verbringen?
Bettina Wiedmann: Es gibt mehrere gute Gründe, sich für einen Auslandsaufenthalt zu entscheiden: Vor allem wirkt er sich nachweislich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung aus und stärkt das Selbstvertrauen. Auch die Fremdsprachenkenntnisse verbessern sich enorm. Zudem machen die Jugendlichen Erfahrungen, die sie und ihr weiteres Leben prägen. Ich selbst habe 1992/93 einen Schüleraustausch in den USA gemacht. Die Erfahrung hat mein Leben auf jeden Fall sehr bereichert und mich offen gemacht für andere Perspektiven und Lebensstile. Ich habe auch immer noch Kontakt zu meiner damaligen Gastfamilie. In diesem Jahr kommt mein Gastbruder an Thanksgiving zu mir nach Hause und wir feiern gemeinsam mit meiner Familie unser 25-jähriges Austauschjubiläum. Natürlich gibt es einen großen Truthahn!
Welche Möglichkeiten würden Sie Jugendlichen empfehlen, die ins Ausland gehen möchten?
Bettina Wiedmann: Es gibt den klassischen Schüleraustausch, bei dem die Jugendlichen drei Monate bis zu einem Schuljahr in einem anderen Land verbringen, in einer Gastfamilie leben und eine Schule besuchen. Das ist vielleicht die beste Art, ein Land kennenzulernen, denn man ist durch die Familie und die Schule in das Leben vor Ort komplett eingebunden. Experiment e.V. bietet zum Beispiel einen Schüleraustausch ab drei Monaten bis zu einem Schuljahr in 22 Ländern an. In einigen Ländern wie in den USA ist es auch möglich, Einfluss zu nehmen, wo der Austausch stattfindet, und eine Region oder sogar eine Schule auszuwählen. Wer lieber etwas kürzer ins Ausland gehen oder noch mehr Programm-Vielfalt möchte, dem empfehle ich unsere Ferienprogramme.
Was genau gibt es für Programme in den Ferien?
Bettina Wiedmann: Da gibt es sehr unterschiedliche Programme: Sprachkurse, Kurzzeit-Schulbesuche, Gastfamilienaufenthalte und Summer Camps mit unterschiedlichen Schwerpunkten, z.B. Wirtschaft oder Ökologie. Diese Programme dienen oft als Sprungbrett für einen längeren Auslandsaufenthalt, denn man kann für ein paar Wochen in das Austauschleben „reinschnuppern“. Bei fast allen Programmen von Experiment e.V. sind die Teilnehmenden in Gastfamilien untergebracht, denn das ist unserer Meinung nach der beste Weg, ein Land und seine Kultur kennenzulernen. Die Idee des Gastfamilienaufenthalts ist auch das Gründungsprinzip von Experiment e.V.
Der Verein Experiment e.V. wurde 1932 gegründet und hat in diesem Jahr 85-jähriges Bestehen gefeiert. Was bedeutet das für Sie?
Bettina Wiedmann: Die Idee von Experiment e.V. vor 85 Jahren war, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen am besten Verständnis füreinander entwickeln, wenn sie eine Zeit gemeinsam leben und den Alltag teilen – durch einen Gastfamilienaufenthalt. In unserer täglichen Arbeit sehen wir, dass diese Idee immer noch sehr aktuell ist und in einer globalisierten Welt sogar an Bedeutung gewinnt. Deshalb haben wir in unserem Jubiläumsjahr einen Fokus darauf gesetzt, noch mehr Menschen einen interkulturellen Austausch zu ermöglichen und zum Beispiel unseren vereinseigenen Stipendien-Fonds für einen Schüleraustausch weltweit auf 85.000 Euro aufgestockt. Auch für die Ferienprogramme werden Teilstipendien von bis zu 1.000 Euro vergeben.
Wer sich für einen Auslandsaufenthalt 2018 interessiert, kann sich auf der Webseite von Experiment e.V. informieren: www.experiment-ev.de.
Über Experiment e.V.
Das Ziel von Experiment e.V. ist seit 85 Jahren der Austausch zwischen Menschen aller Kulturen, Religionen und Altersgruppen. Experiment e.V. ist gemeinnützig und das deutsche Mitglied von "The Experiment in International Living" (EIL). 2016 reisten 1.845 Teilnehmende mit Experiment e.V. ins Ausland und nach Deutschland. Ein Drittel davon erhielten Stipendien. Kooperationspartner sind u.a. das Auswärtige Amt, die Botschaft der USA, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, der Deutsche Bundestag, das Goethe-Institut und die Stiftung Mercator.
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